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Dienstag, 30. Juni 2015

Serie Lerntheorien - Behavorismus

Der Behavorismus ist eine ssehr bekannte Lerntheorie. Im folgenden Artikel möchte ich diese Lerntheorie kurz vorstellen, ihre Annahmen darstellen und wichtige Vertreter nennen. In der Serie Lerntheorien habe ich bereits eine Übersicht über die Lerntheorien gegeben und mich schon mit dem Konnektivismus auseinander gesetzt. Der Begriff Behavorismus leitet sich vom englischen Wort behavior für Verhalten ab. 




Was ist der Behavorismus?

Der Behavorismus basiert auf den sichtbaren und messbaren Vorgängen, die sich vollziehen während das Indivdiuum lernt. Die Annahmen des Lernen basieren auf Experimenten und Messungen, aus welcher sich die Theorien des Behavorismus bilden.

Der Behavorismus geht davon aus, dass Lernen die Reaktion auf einen Stimulus ist. Lernen wird hierbei als eine Art Black Box gesehen: Man sieht dabei was hineingeht und was hinauskommt, aber welche Vorgänge sich im inneren abspielen, das wird im Behavorismus nicht erklärt.

Man erschuf den Behavorismus als Gegenreaktion auf die deutsche Strömung, die mit dem Funktionalismus begann. Dem ging eine introspektive Psychologie voraus ( eine Selbstbeobachtende Psychologie ). Diesen selbstbeobachtende Aspekt nahm der Behavorismus komplett aus seinen Überlegungen heraus.

Das Verhalten wird über bekräftigende oder abschwächende Faktoren erklärbar gemacht. Grundlegend strebt das Individuum, egal ob Mensch oder Tier, danach Lust zu erhalten. Es wird also jene Vorgänge häufiger durchführen, die mit einer Belohnung versehen sind. Diese kann im Glücksgefühl oder in anderer Form liegen. Vorgänge die Unlust erzeugen werden nach der behavoristischen Theorie vermieden. So entsteht das Verhalten als das Resultat von Belohnung / Lust und Strafe / Unlust. Lehrende können mit Hilfe dieser Faktoren Einfluss auf das Verhalten der Lerndenden nehmen.

Hierbei kann man sich das Lernen wie bei einem Computer vorstellen. Der Reiz trifft auf den Probanden, dieser wird nach den Grundannahmen verarbeitet und der Proband reagiert. Also Proband sieht Nadel, auf der Festplatte war Nadel = Angst gespeichert, Proband zeigt Angst. Auf die Festplatte wird mit Hilfe von Konditionierung geschrieben. Je eindrucksvoller ein Reiz ist, desto intensiver ist die Reaktion, wenn er erneut auftritt.


Als Lerneinflüsse kommen Reize in Form von Belohnung oder Strafe in Frage. Man geht davon aus, dass der Mensch immer Belohnung sucht und Strafe vermeidet. Das Gelernte wird im Gedächtnis gespeichert, dies kann man sich als eine Art Festplatte vorstellen, von welcher Informationen abegerufen werden können.

Lernen im Behavorismus überlässt dem Lehrer die Kontrolle über die Vorgänge des Lernens. Auf Grund der Tatsache, dass es sich beim Behavorismus um die Annahme handelt, dass Lernen über Reize und Reaktionen ( oder auch Reflexe ) handelt, wird diese Lerntheorie auch als russische Reflexologie bezeichnet. Gemeinsam mit dem amerikanischen Behavorismus bezeichnet man dies als objektive Psychologie.

Man distanzierte sich in dieser Lerntheorie deutlich von den Annahmen der Bewusstseinspsychologie.


Merkmale des Behavorismus sind

  • experimentelle Methoden
  • messbares Verhalten der Organismen
  • keine Selbstbeobachtung erlaubt
  • sollte Vorraussetzung der effektiven Beeinflussung von Mensch und Tier schaffen
  • Menschenbild ist mechanisch
  • Menschenbild ist deterministisch. 



Wie wurde der Behavorismus etabliert?

Der russische Physiologe Pawlow machte bei seinen Versuchen umfangreiche Entdeckungen zum Thema Konditionierung. Angeregt von ihm schrieb Watson im Jahr 1913 "Psychologie, wie der Behavorismus sie sieht" und war damit der Begründer des Behavorismus.


Grundlagen des Behavorismus

Einige der grundlegenden Theorien umfassen das klassische Konditionieren, das operante Konditionieren und das Modelllernen.

Klassisches Konditionieren

bezeichnet die Koppelung von Reizen ( Reinzkontingenz) mit einem Verhalten oder einer Emotion. Wenn zwei Dinge häufiger gemeinsam auftreten, kommt es zu einem Lernprozess, der klassischen Konditionierung.
Man unterscheidet die Reizgeneralisierung (  die konditionierte Reaktion folgt auf einen Reiz, der dem ursprünglichen Reiz ähnlich ist ) von der Reizdiskriminierung ( die konditionierte Reaktion kommt nur bei bestimmten Reizen vor ).
Man geht davon aus, dass konditionierte Reaktionen auch wieder verlernt werden können. Nach diesem Prinzip arbeitet die Verhaltenstherapie. Dies nennt man Extinktion.

Operantes Konditionieren 

Reize können auch ohne Zusammenhänge auftreten. Dieses, operante Verhalten, wird dann durch positive oder negative Einflüsse verstärkt oder abgeschwächt. Als Entdecker der Theorie gilt Burrhus Frederic Skinner, der im Jahr 1938 die Ergebnisse seiner Untersuchungen veröffentlichte.  Man geht davon aus, das sich Reize durch Belohnung oder Strafe verstärken lassen und abschwächen lassen. Die Personen zeigen ein Verhalten, das mit einem positiven Reiz einhergeht, häufiger als eines, dass negativ besetzt ist.
Beim sogenannten Premack Prinzip werden lustversprechende Tätigkeiten häufiger ausgefühlt, als solche, die Unlust hervorrufen.

Modelllernen

Ein Individuum beobachtet  bei einem anderen Individuum ein Verhalten. Dieses Verhalten verspricht für den Auführenden eine Belohnung. Der Beobachter wird diese Handlung auch ausführen, da sie eine Belohnung  verspricht.

Bekannte Vertreter des Behavorismus?

Die bekanntesten Vertreter sind Pavlow, Skinner, Thorndike und Hull, außerdem gehört Totman auch noch zu den bekannten Vertretern. Der Behavorismus war lange Zeit die führende Strömung in der Psychologie und nahm großen Einfluss auf die wissenschaftliche Arbeit.

Der russische Physiologe Pawlov leistete mit seinen Versuchen zur Konditionierung die Grundlagenarbeit auf welche Watson nachher seine Grundlegenden Theorien stützte. Dieser sah die Psychologie als Naturwissenschaft und wehrte sich dagegen, dass man den Focus auf innere Bewußtseinsvorgänge legte. Er wollte die Psychologie mehr als technische Wissenschaft verstanden sehen, bei der ein Vorgang ein klares Ergebnis erzeugt. Der Professor der Baltimor Univiersität in Boston sorgte dafür, dass der Behavorismus zur bestimmten Wissenschaftlichen Strömung der 1920 Jahre wurde.

Watson gilt als der Begründer des Behavorismus. Er griff Pavolows Erkenntnisse der klassischen Konditionierung auf und übertrug sie auf einen Versuch mit Menschen. Hierbei nahm er einen kleinen Jungen, Albert, der keine Angst vor Ratten hatte. Im Verlauf des Versuches führte er Albert die weißen Ratten kombiniert mit einem unangenehmen Geräusch vor. Schließlich erzeugte der Anblick von Ratten auch dann Furcht, nachdem ihm das schreckliche Geräusch nicht mehr dargeboten wurde. Watson erforschte neben diesen Gebieten auch den menschlichen Geschlechtsakt.

Skinner publizierte sein Hauptwerk 1953 und baute in groben Zügen auf Watsons Annahmen auf.  Er schloss im Gegensatz zu den anderen Vertretern dieser Strömung innere Vorgänge aber nicht aus. Skinner stellte aber fest, dass Aussagen über innerliche Vorgänge nie von Außen getroffen werden könnten. Er galt als der wichtigste Vertreter des radikalen Behavorismus. Seine Art zu forschen ist noch heute Gegenstand von wissenschaftlichen Untersuchen. Er versuchte messbare Gesetzmäßigkeiten im Verhalten der Lernenden ausfindig zu machen.


Was bedeuten diese Ansätze für das Lernen in der Schule?

  • Der Lehrende muss das Lernen steuern
  • Lehrende muss genaue Lernziele festlegen
  • Lehrender muss Lernschritte genau festlegen
  • Aufgabenstellung muss einfach sein = viele positive Rückmeldungen
  • Lerneinheiten im Lernmaterial sind in kleine, aufeinander aufbauende Lerneinheiten mit Rückmeldung unterteilt
  • Rückmeldungen des Lehrenden steuern den Lernprozess


Wo sind die heutigen Einsatzgebiete des Behavorismus?


Der Behavorismus bildet eine wichtige Grundlage der Verhaltenstheorie. Mit Hilfe von systematischer Desensibilierungen werden heute erfolgreich Ängste und Phobien behandelt und andere psychologische Erkrankungen oder Störungsbilder gemildert oder gebessert.

Die meisten Konzepte bei der Erziehung von Tieren beruhen auf den Prinzipien des Behavorismus und sind auf den Grundlagen von Reizen, Belohung und Strafen aufgebaut.

Im Sprachenlernen, im Sprachlabor und beim Selbstlernen von Sprachen werden die Annahmen des Behavorismus aktiv angewandt.

Grenzen des Behavorismus? Kritik am Behavorismus.

Der Behavorismus stützt viele seiner Theorien auf Versuche, welche entweder im Labor abgehalten wurden oder mit Tieren durchgeführt worden sind. Ein Vorwurf, den man immer wieder hört, ist das die Forschungsergebnisse nicht auf den "frei" lebenden Menschen übertragbar seien. Zudem verstoßen viele Versuche mit Menschen den ethischen Kritierien.

Man kann mit dem Behavorismus  nicht alles erklären. Die Lerntheorie kommt an ihre Grenzen, sobald es um das Erklären von höherem Denken geht.
Hinzu  kommt, dass der Behavorismus den Lernenden als passives Mitglied des Lernprozesses sieht. Am Lernenden wird gearbeitet, konditioniert und der Lernende reagiert nur. Es wird beim Behavorismus die Reaktion betrachtet, das Erleben, die Lernprozesse und die Verknüpfungen werden außer Acht gelassen.

Der Behavorismus führte um pädagogischen Optimismus, der davon ausging, dass man den Menschen durch Erziehung und Einwirkungen formen könnte ohne das die Genetik einen Einfluss auf den Menschen hätte. Diese Annahmen wurden aber sehr bald in Zwillingsversuchen widerlegt oder nur teilweise bestätigt. 


Quellen

  1. http://www-user.tu-chemnitz.de/~mafran/lernenbehavioristischesicht.html
  2. http://lehrerfortbildung-bw.de/moodle-info/schule/einfuehrung/material/2_meir_9-19.pdf
  3. http://www-user.tu-chemnitz.de/~mafran/klassischeskonditionieren.html
  4. http://www-user.tu-chemnitz.de/~mafran/modelllernen.html
  5. http://psychologie.fernuni-hagen.de/lernportal/Lernumgebung/HTML/Behaviorismus.html
  6. http://www.elearning-psychologie.de/behaviorismus.html
  7. http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/LERNEN/Behaviorismus.shtml
  8. http://psychologie.fernuni-hagen.de/lernportal/Lernumgebung/HTML/Behaviorismus.html
  9. http://www-user.tu-chemnitz.de/~mafran/lernenbehavioristischesicht.html
  10. http://www.elearning-psychologie.de/behaviorismus.html
  11. http://www.lernpsychologie.net/lerntheorien/behaviorismus
  12. http://de.wikipedia.org/wiki/Behaviorismus
  13. Edelmann, Lernpsychologie Belz Verlag
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